Die Christen und Ihre Feiertage, Intoleranz per se
Jede Glaubensgemeinschaft pflegt ihre eigenen Feiertage, Rituale und Ruhetage, an denen ihre Mitglieder den alltäglichen Sorgen entflieht. Das ist sinnvoll und der menschlichen Psyche angemessen. Dem ist auch nichts negatives abzugewinnen. Aber …
Ein Volk, eine Religion
Als der Nationalstaat noch eine größere Rolle gespielt hat, das Reisen zu teuer war und der kulturelle Austausch nur in der Oberschicht stattgefunden hat, war es sinnvoll, die jeweiligen Feiertage für alle verbindlich zu machen. Ein Volk, eine Religion, dann lässt es sich auch leichter beherrschen.
Die Neuzeit, Demokratisierung, Säkularisierung und die Freiheit zu glauben
Wir sind keine homogene Glaubensgemeinschaft mehr. Der kulturelle Austausch und die Aus- und Einwanderung hat eine Gesellschaft entstehen lassen, in der verschiedene Glaubensgemeinschaften nebeneinander her leben. Das ist durchaus positiv, es erweitert den Horizont, bringt aber auch Schwierigkeiten mit sich. So sind die gesetzlichen Landen-Öffnungszeiten so geregelt, dass beispielsweise und gerade im intoleranten Bayern, alle Geschäfte an Feiertagen geschlossen sein müssen, so auch an Sonntagen. Dies schränkt die Freiheit all jener ein, die nicht dieser Glaubensgemeinschaft – den Christen – angehören. Die Majorität diskriminiert hier die Minorität und schränkt ihre Freiheit ein. Auf den ersten Blick nicht so wild. Unsere christlich-kulturellen Wurzeln haben aber viele Verhaltens-Schemata hinterlassen, in der Summe ein sehr mächtiger Controller von Normen, Werten und Wünschen.
Säkularisierung konsequent
Ein konsequentes Toleranzprinzip wäre es zu sagen, Gesetzlich stehen X – also zum Beispiel 20 – Feiertage zur Verfügung. Diese kann sich jeder frei aussuchen, seiner Glaubensgemeinschaft oder atheistischen Vorstellungen entsprechend. Natürlich müsst dies dem Arbeitgeber entsprechend rechtzeitig mitgeteilt werden. Denn es handelt sich um nichts anderes, als um staatliche Feiertage, die Glaubensgemeinschaften mit ihren Inhalten füllen und entsprechend im Kalender platzieren können.
Kulturgut ist in Europa vornehmlich christlich, keine Frage, Kulturgut und Glaube sind jedoch nicht deckungsgleich
Die europäische Kultur ist durchsetzt von christlichen Werten und Normen. Ãœber Jahrtausende hinweg war die christliche Kirche, der wohl wichtigste Mäzen der Bildung, hat Kulturgut kultiviert, überliefert und gelehrt. Sie hat deswegen keinen Orden verdient, nachdem sie dies lediglich und hauptsächlich für sich selbst getan hat und hierbei auch sehr dogmatisch teilweise tyrannisch vorgegangen ist. Dennoch hat dieser Verdienst zu einem reichen und umfangreichen (christlichen) Kulturgut in Europa geführt; dies bleibt anzuerkennen. Erst später hat die Aufklärung und der Humanismus eine stille Revolution ausgelöst. Seither bewegt sich die Kultur-Evolution weg von starren Mustern (Kirchen). Feiertage haben zwar etwas mit dem Kulturgut – Bräuche und Riten – zu tun, nichts aber mit Menschen, die einen anderen Glauben haben und für die jene Feiertage bedeutungslos sind. Eine Qualität von Kulturgut ist die Toleranz gegenüber Minoritäten.
Mal so privat
Es ist sehr anstrengend festzustellen: Es ist Ostern, ich kann kein Frühstück, keine Milch, einfach gar nichts kaufen. Die Christen haben das alles bereits gestern oder vorgestern gemacht. Ich habe jetzt Hunger, mein Magen ist nicht christlich und ich arbeite auch an Ostern, dann will ich auch an Ostern einkaufen und essen dürfen. Gerne nehme auch ich Rücksicht auf den Glauben anderer Menschen, selbiges erwarte ich auch von dominanten Glaubensgemeinschaften, die eine Majorität darstellen.
Hierzu auch der nächste Blogeintrag: Berlin, Ethik oder Religionsunterricht
Allen, die Christen sind, wünsche ich ein schönes Ostern und freue mich mit euch, dass euer Gott an Ostern von den Toten aufersteht, eine sehr schöne und Trost spendende Metapher.
siehe hierzu auch den Blogeintrag von morgen:
Berlin, Ethik oder Religionsunterricht
Tags: Feiertag, Glaube, Kulturgut, Ostern, religion, Sekularisierung, Toleranz